Generationenhaus Kleeblatt
Neubau Kindergarten, Seniorentreff und Wohnen
Projektbeschreibung
Als erstes Bauteil wurde der dreigruppige Kindergarten im Herbst bezogen. Der nächste Bauabschnitt wurde mit Seniorentreff, Tagesbetreuung und dem ersten Haus für alternative Wohnformen im Juni eröffnet. Die letzte Bauetappe, mit zwei weiteren Wohngebäuden, wird 2024 abgeschlossen.
Städtebauliche Leitidee
Das Generationenhaus Kleeblatt wird durch ein Gebäudeensemble gleichartiger Kubaturen und Körper gebildet. Ihre Formensprache und die Wiederholung wiederkehrender Prinzipien und Proportionen fügen die verschiedenen Bauteile zu einem Ganzen. Die städtebauliche Körnung nimmt durch Stellung und Gliederung der Baumassen Bezug auf den kleineren Maßstab der nördlichen Häuserreihe, und bedient doch den besonderen Stellenwert der Anlage am Ortseingang. Der niedrige Horizont der eingeschossigen Gebäudeteile wird gebrochen durch die kompakten Punktbauten für die Alternativen Wohnformen und das Junge Wohnen. Innerhalb des Ensembles entstehen so interessante räumliche Abfolgen, die Querbezüge und Durchsichten untereinander herstellen und die Grundlage schaffen für Austausch und Identifikation der Bewohner mit ihrem neuen Quartier. Die Bauten umgibt ein lebendiger und durchlässiger Freiraum, der Orte mit verschiedensten Verweil- und Aufenthaltsqualitäten zu einem Netzwerk verknüpft. Plätze und Terrassen, Promenaden und Gassen, gedeckte Bereiche und Gärten, sowie Grünpuffer und Parkplätze bilden einen teppichgleichen Freiraum, welcher die gesamte Parzellentiefe bespielt.
Kindergarten
Die drei Kindergartengruppen und der Bewegungsraum organisieren sich kompakt um einen multifunktionalen Erschließungsraum, der als gemeinsame Mitte für gruppenübergreifende Aktivitäten und den Mittagstisch zur Verfügung steht. Er dient als Treffpunkt und Kommunikationsfläche und bildet das Herzstück des Kindergartens. Die Trennwand zum angrenzenden Mehrzweckraum lässt sich bei Bedarf wegfalten und so kann leicht eine größere zusammenhängende Raumeinheit für Feste und Veranstaltungen geschaffen werden. Über den eingestellten Personalräumen im überhohen Foyer entsteht eine Spiel- und Rückzugsempore mit Blick über das Geschehen im Zentrum. Die Gruppenräume besetzen jeweils eine Gebäudeecke und sind zweiseitig in den Garten orientiert.
Im Westen weicht die Außenwand ein Stück zurück und bietet einen Wetterschutz zwischen Garderobe und vorgelagerter Terrasse.
Junges Wohnen
Das Wohnhaus für Wohnanfänger ist gekennzeichnet durch eine besonders einfache und effiziente Gebäudestruktur. Basierend auf einer Schottenbauweise entsteht auf drei Regelgeschossen ein kompakter Vierspänner mit einer einfachen Tragstruktur und effizienter Schachtführung. Varietät entsteht durch die Anordnung von Fenstern und Balkonen sowie der Lage der Wohnung im Gebäude: Ausrichtung, Belichtung und Geschossigkeit verändern die Lage des Freiraums und schaffen unterschiedliche Raumvarianten und Möblierungsmöglichkeiten.
Den wesentlichen Unterschied und Mehrwert schaffen allerdings die Ergänzungsflächen: Die schlanke Erschließungszone verbindet jeweils pro Etage verschiedene identitätsstiftende Gemeinschaftsbereiche. Der gedeckte Eingangsbereich in Kombination mit dem Gartensitzplatz im Erdgeschoss dient als Drehscheibe für Bewohner und Gäste. In der gemeinschaftlichen Waschküche im 1. Obergeschoss trifft man sich auch bei schlechtem Wetter. Und die Dachterrasse im Geschoss darüber bietet Raum für Feiern mit Aussicht.
Seniorentreff und Tagesbetreuung
Der Seniorentreff mit Tagesbetreuung ist in Form eines Rundwegs konzipiert. Sein Zentrum bildet ein Atriumhof, der das Innere der eingeschossigen Anlage belichtet und als Orientierungs- und Bezugspunkt dient. Entlang des Weges reihen sich verschiedene Orte zum Verweilen, Durch- und Ausblicke sowie die Betreuungsangebote des Treffs auf. Um die helle Mitte werden die verschiedenen Raumgruppen organisiert. Die ruhigen und dienenden Bereiche als kompakte Spange im Norden. Die Aufenthaltsbereiche mit Küche über Eck nach Südosten. Der teilbare Aufenthaltsraum sitzt an prominenter Stelle und bietet einen allseitigen Ausblick auf das Geschehen: Das Kommen und Gehen zwischen Parkplatz und Eingang, die Bewegung auf der südlichen Zufahrtstraße, das Geschehen in Foyer und Atrium. Der Multifunktionsraum markiert den Abschluss nach Westen und bietet eine visuelle und räumliche Schnittstelle für generationenübergreifende Aktivitäten mit dem angrenzenden Kindergarten.
Alternative Wohnformen
Die beiden Baukörper für die alternativen Wohnformen sind identisch konfiguriert und unterscheiden sich ausschließlich in der Ausgestaltung des Erdgeschosses. Das Regelgeschoss wird als Sechsspänner konzipiert, der sich aus zwei identischen Clustern von jeweils drei Wohnungstypen zwischen 43m²-48m² zusammensetzt. Sämtliche Wohnungen sind zweiseitig über Eck orientiert und verfügen über eine Loggia, welche sowohl durch die Wohnküche und das Schlafzimmer oder alternativ den Wohnraum und eine Kochnische erschlossen wird. Die Freibereiche werden ausschließlich nach Westen oder Osten orientiert. Die Erschließungsräume sind hell und übersichtlich organisiert und bieten eine gute Orientierbarkeit und großzügige Bewegungsflächen.
Die AWF I schafft im Bereich des Eingangsbereichs eine optionale räumliche Verbindung zum Seniorentreff. Als Synergiewirkung könnte das Dach des Seniorentreffs über das Treppenhaus der AWF barrierefrei erschlossen und somit als Dachterrasse genutzt werden. Die AWF ll ist als Solitär konzipiert, stellt aber klare räumliche Bezüge durch die umgebenden Freibereiche her. Durch die Entflechtung der Erschließungswege und den Zugang des Seniorentreffs vom nördlichen Parkplatz kann ein zügiger Bauablauf unter laufendem Betrieb gewährleistet werden.
Außengestalltung
Den Ensemblegedanken fortsetzend werden die Baukörper mit einem sanft changierenden Farbthema aus hellen Erdtönen bespielt. Der Kindergarten erhält eine naturbelassene vorgehängte Holzfassade mit einer stehenden Lattung in zwei verschiedenen Dichten. Im Bereich des Seniorentreffs stellt ein Fassaden-Inlay aus Holzriemen Bezug her zum angrenzenden Kindergarten und erzeugt einen haptisch angenehmen und warmen Charakter in Bereich der Außensitzplätze. Als verbindendes gestalterisches Element dient der Freiraum: Oberflächen aus großformatigen Plattenbelägen zwischen den Pflanzflächen, Sitz- und Stufenelemente aus Betonfertigteilen, sowie strukturierende und schattenspende Gehölze definieren den halböffentlichen Raum.
Projektbilder
Projektpläne
Projektdaten
Ausschreibung im selektiven Verfahren, 1. Rang
Auftraggeber: Landeswohnungsgenossenschaft LAWOG
Nettonutzfläche: 3.600m²
Fertigstellung: 09/2022
Visualisierung: k18
Fotos: Tschinkersten