Hallenbad Appenzell

Wettbewerb Neubau Hallenbad

 
 

Projektbeschreibung

Die Parzelle für das neue Hallenbad befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Sitter. Baulinien, Gewässer- und Strassenabstände bilden ein dreieckiges Baufeld, welches in Querrichtung zum Fluss um 2m abfällt. Das Sitterufer begrenzt das Grundstück über die gesamte Länge im Westen. Im Süden findet sich eine Reihe kleinmassstäblicher Bauten, die direkte südliche Grenze besetzt ein Kindergarten.

Noch etwas weiter südlich liegt der malerische Dorfkern von Appenzell. Östlich thront auf einer kleinen Anhöhe eine Kapelle. Im Norden schliesst das Gelände durch eine 3m hohe Stützmauer zur höher liegenden Umfahrungsstrasse ab. Im Vergleich zu den benachbarten Bauten bleibt das Hallenbad aufgrund des Größensprungs ein Solitär in seiner Umgebung.

Der neue Gebäudekörper wird zentral und ungerichtet auf der Parzelle angeordnet und in die Landschaft eingebettet. Durch Stapelung und Verschränkung der verschiedenen Nutzungsbereiche entsteht ein kompakter Baukörper auf quadratischer Grundfläche – die Höhenentwicklung bleibt innerhalb der zulässigen Gebäudehöhe. An die schlichte Kubatur werden vertikale Appendixe angelagert, die in den Landschaftsraum ausgreifen und die Gebäudegeometrie geschickt in die polygonale Baulinie einpassen.

Durch den geringen Fussabdruck wird das Grundstück wenig beansprucht und das landschaftliche Umfeld geschont. So bleiben im Aussenraum großzügige Freiräume erhalten, die das Gebäude allseitig umspülen. Die Freiräume werden durch eine Verzahnung von Flächen für Infrastruktur und für Naherholung geprägt. Von Osten her reicht der Landschaftsraum mit einer klaren Wegeführung entlang der Sitter mit ökologisch wertvollen Wiesenflächen bis ans Hallenbad. Die Stützmauer im Kreuzungsbereich wird durch eine sanfte Böschung ersetzt, und somit der Wanderweg entlang der Sitter über seine gesamte Länge attraktiv gestaltet.

Die Infrastrukturzone im Westen mit kombinierten Zugängen zum Kindergarten und Hallenbad wird mit einladenden, intensiven Staudenbepflanzungen als Überleitung zum Naherholungsraum durchsetzt. Durch den geringen Fußabdruck des Hallenbads ist eine deutliche Aufwertung der Parkplatzsituation möglich. Die Erschliessung mit dem PKW erfolgt von der Sitterstrasse, die notwendigen Parkplatzflächen werden jedoch dezentral und in die Landschaft eingebettet vorgesehen.

Die Nutzungsbereiche werden innerhalb eines sehr kompakten Bauvolumens übereinandergestapelt und ermöglichen ein wirtschaftliches und ressourcensparendes Raumkonzept mit kurzen Betriebsabläufen. Ausgehend von einer freigespielten und allseitig orientierten Badebene im 1. Obergeschoss, werden die Funktionen Eingang, Garderoben und Haustechnik unterhalb der Becken platziert. Der Saunabereich kann – aufgrund der geringeren erforderlichen Raumhöhe – effizient oberhalb des Mehrzweckbeckens angeordnet werden, und bildet somit ein Galeriegeschoss innerhalb des Luftraums der Badehalle. Der kompakte, quadratische Footprint wird durch aussen angelagerte Appendixe ergänzt, welche sowohl die vertikale Erschliessung, als auch Steigzonen und Nebenräume konzentriert aufnehmen.

Diese, an die Hallenkubatur angelagerten «Kerne», haben darüber hinaus auch lastabtragende bzw. aussteifende Funktionen: In Kombination mit der freitragenden Dachkonstruktion kann die Badebene vollständig stützenfrei ausgeführt werden und bietet somit eine maximale Nutzungsqualität auf einem effizienten Grundriss. So sind Schwimm- und Lehrbecken inkl. der notwendigen Umgänge so angeordnet, dass eine großzügige zusammenhängende Freifläche als Ruhezone erhalten bleibt. Der Saunabereich bietet auf kompaktem Grundriss ein breites Angebot mit optimalen Abläufen von Vorreinigen, Schwitzen, Abkühlen und Ruhen. Saunen, Erlebnisduschen und Ruheraum gruppieren sich um einen zentralen Bewegungsbereich und eine geschützte Dachterrasse mit Blick über das Dorf.

Der Besucher betritt das Bad im Erdgeschoss. Vom Foyer mit Kassenbereich verteilen sich die Saunagäste in das östliche Treppenhaus (Stiefelzone) zum Saunabereich, und die Schwimmer in die Umkleiden auf gleicher Ebene. Der Umkleidetrakt wird mit getrenntem Stiefel- und Barfussbereich konzipiert. Hinter den Duschen steigen die Badegäste in das 1. Obergeschoss hinauf in die Badehalle. Über den westlichen Treppenkern (Barfusszone) gelangt man von der Badehalle auf kurzem Wege auf die Galerie zum Saunabereich. An diesem Kern werden sowohl die Personalräume, als auch die Badeaufsicht effizient übereinander angelagert.

Die modellierte Geometrie des neuen Hallenbades relativiert die große Kubatur und setzt trotzdem einen klaren Akzent innerhalb der kleinteiligen Umgebung.

Der quadratische, kompakte Baukörper wird von einem fliessenden «Volant» aus Holz umspielt: Die feingliedrige Holzfassade umhüllt die zusammengesetzte Kubatur in weichen Falten. Die gesamte Gebäudehülle wird durch ein Raster aus vertikalen, linienförmigen Elementen gegliedert und erzeugt so ein an der Fassade ablesbares «Echo» der inneren Tragstruktur. Dichte und transparente Flächen wechseln sich ab und bieten vielfältige Ausblicke in die Umgebung. Der konstruktive Werkstoff Holz bleibt auch in der Innenraumgestaltung erlebbar und bildet eine atmosphärisch angenehme und warme Stimmung. In der Decke der Badehalle werden tragende und akustisch wirksame Holzelemente geschickt zu einem markanten Blickfänger verwebt. Die freitragende Konstruktion ruht an ihren Rändern auf einer synchronen Abfolge schlanker Holzstützen. Zwischen den Stützen faltet sich der geplättelte Boden zu Sitzbänken, die die Becken umrahmen. Dazwischen geben grosszügige Verglasungen den Blick frei in alle Himmelsrichtungen.

Ziel war es schon in der Gebäudekonzeption einen wirtschaftlichen Ansatz mit einer effizienten Flächenbilanz zu finden. Durch die Stapelung der Nutzungsbereiche im Innenraum kann eine sehr kompakte Kubatur geschaffen werden. Die Anlagerung der Nebenraumstränge an den effizienten Hallenbadgrundriss schafft eine optimale Zuordnung der dienenden Funktionen an die Hauptnutzbereiche ohne ungenutzte Flächen zu generieren. Der Einsatz der beiden Werkstoffe Beton und Holz wurde entsprechend ihren materialspezifischen Eigenschaften gewählt. Das massive Sockelgeschoss gründet auf tragfähigem Boden und kann mit einer Flächenfundation ausgeführt werden.

Erdberührte Bauteile werden ausnahmslos in Stahlbeton ausgeführt und bilden einen 30cm hohen Sockel über Niveau zur Aufnahme des Holztragwerks. Im Gegensatz zu anderen Baustoffen, ist der Werkstoff Holz für die schwierigen Bedingungen im Hallenbad gut geeignet und wirkt sich zudem positiv auf die Ökobilanz des Gebäudes aus. Im Holzbau kann darüber hinaus in hohem Masse auf Vorfabrikation zurückgegriffen werden, welches zu verkürzten Bauzeiten und somit zur Kostenreduktion beiträgt. Optimal durchdachte Konstruktionselemente und Bauteilaufbauten ermöglichten den Einsatz von hochwertigen Materialien bei gleichzeitiger Einhaltung der ökonomischen Anforderungen.

 

Projektbilder

 

Pläne

 

Projektdaten

Öffentliche Submission nach Präqualifikation
Auftraggeber: Gemeindeverwaltung Appenzell
Nettonutzfläche: 2.913 m²
Visualisierung: studiohometown (www.studiohometown.de)