Einsiedlerbad

Generalsanierung Tröpflerbad am Einsiedlerplatz

 
 

Projektbeschreibung

Das historische Tröpferlbad am Einsiedlerplatz aus dem Jahre 1890 wurde in ein Sommerbad für Familien verwandelt. Hierfür entstand eine Spiel- und Beckenlandschaft in sanften Grüntönen, die wie eine „nasse Schublade“ und umgeben von altem Baumbestand dem Gründerzeitbau vorgelagert wurde. Seit Juli 2018 werden jeweils während der Badesaison Teile des Einsiedlerparks zur Liegewiese verwandelt. Im Obergeschoss wurde ein kleiner Teil der ursprünglichen Nutzung als Brausebad neu errichtet und um eine Saunalandschaft für den Winterbetrieb erweitert.

Mit Bezug auf den innerstädtischen Kontext und aufgrund des beschränkten Platzangebots wurden die Beckenanlagen als massive Landschaft entwickelt, die das Familienbad visuell aus dem umgebenden Einsiedlerpark heraushebt. Auf kompaktem Footprint werden Freibecken, Spritzdüsen und Wasserattraktionen wie in einer nassen Schublade zusammengefasst und in das Gebäude hineingeschoben.

Um ein ansprechendes Spielangebot bereitstellen zu können, galt es erfinderisch mit dem knappen Raum umzugehen: So wurden Teile des ursprünglichen Erdgeschosses ausgehöhlt und in eine überdachte Wasserrutsche verwandelt, die den bestehenden Niveauunterschied zwischen Freianlagen und Hochparterre geschickt ausnutzt.

Wie selbstverständlich werden notwendige Flächen für die barrierefreie Erschließung in die Geometrie der Schublade eingebettet – ein hellgrüner Pflasterbelag fügt Stufen, Rampen und Beckenumgänge zu einer Einheit.

Im Gebäudeinneren wurde viel Ballast entfernt und die Baustruktur weitgehend entkernt. Kiosk und Kästchenhalle liegen nun in einer offenen und lichten Raumabfolge um die Nebenräume im unbelichteten Gebäudekern. Vermauerte Oberlichter wurden wiedergestellt und die typische Kappendecke bis zu ihrer ursprünglichen Höhe freigelegt. Entlang der Front zum Rutschbecken wird die Außenwand durch eine breite Verglasung ersetzt, die den Blick über die Planschbecken öffnet und Innen- und Außenraum miteinander verschränkt.

Im 1. Obergeschoss gelangen die Gäste über die zentralen Garderobenanlagen in der unbelichteten Gebäudemitte in den Saunabereich, der sich dreiseitig um die Kernzone legt. In den seitlichen Flügeln sind Ruhebereich und Bistro untergebracht, die von blassgrünen Verglasungen vom zentralen Nassbereich getrennt werden. Dazwischen erstreckt sich die eigentliche Schwitz- und Abkühlzone wie ein in Falten liegender Vorhang.

In seinen gefliesten Nischen finden sich die Zugänge zu Sauna- und Dampfkammer, verschiedenste Brausen, sowie Fußwannen und Ruhebänke, Infrarotkabine und Kaltwasserbecken.

Ein Frischlufthof wird als Patio in den Ruheraum eingeschrieben und gewährt Blicke in den Himmel und in einen Baumwipfel – und verhindert umgekehrt unerwünschte Einblicke von den umgebenden Häuserblöcken.

Farblich zurückhaltend und unaufgeregt bildet das Bad eine entspannte Kulisse für das vielfältige Badegeschehen. Allgegenwärtig bleibt das im Wiener Stadtraum charakteristische Resedagrün, welches das Gebäude in vielen Elementen – wie Fenstern, Portalen und Geländern – durchwirkt. Die Bespielung der Oberflächen liegt jedoch mehr im Subtilen: Quadratische, silbergraue Fliesen von unterschiedlicher Größe fügen sich zu geometrischen Mustern an Wänden und Böden. Diese werden von einem Netz grün eingefärbter Fugen durchwebt, die sich zu Friesen und Feldern verdichten. Als Vorbilder hierfür dienten gründerzeitliche Ornamente, die auf zeitgenössische Weise umgedeutet wurden.

 

Projektbilder

 

Pläne

 

Projektdaten

Planerwahlverfahren, 1. Rang
Auftraggeber: Stadt Wien, MA 44
Nettonutzfläche: 1015 m²
Fertigstellung: 10/2018
Fotos: Hertha Hurnaus